Generalsynode

Lutherische Generalsynode Zwickau 2008

Darstellungen und Dokumente zur Geschichte der Lutherischen Kirchen

Bericht über die sechste Tagung der zehnten Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands vom 11. bis 14. Oktober 2008 in Zwickau

Reihe
Protokollbände der Generalsynode
Ausführung
Paperback
Sprache
Deutsch
Seitenzahl
362
Format
14,8 x 21,0 cm
Veröffentlichungsjahr
2009
Verlag
Lutherisches Verlagshaus, Hannover
ISBN Print
978-3-7859-0999-7

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Die bleibende Bedeutung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) für die reformatorischen Kirchen hat der Präsident der Generalsynode der VELKD, Richter Dirk Veldtrup, bekräftigt. Zu Beginn der 6. Tagung der 10. Generalsynode der VELKD, die vom 11. bis 14. Oktober in Zwickau tagte, sagte er, die evangelische Kirche brauche „auch in Zukunft immer wieder die Hinweise der VELKD auf die Substanz des reformatorischen Glaubens und deren ständige Aktualisierung“. In diesem Zusammenhang erinnerte er unter anderem an die Tagung der Generalsynode 1988 in Veitshöchheim bei Würzburg, bei der das Thema „Sterbende begleiten“ im Mittelpunkt stand. Den „wegweisenden Impulsen“ dieser Tagung sei es zu verdanken, dass in der Folge die Hospizarbeit in Deutschland an Bedeutung gewann.

Die Generalsynode in Zwickau war die letzte Tagung in der laufenden Legislaturperiode. Sie stand unter der Thema „Lutherisch sein im 21. Jahrhundert“. Ab Mai 2009 werden die Tagungen der Generalsynode örtlich und zeitlich mit denen der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verzahnt. Dies war im Rahmen der Strukturreform zwischen VELKD und EKD vereinbart worden. Die acht VELKD-Mitgliedskirchen mit rund zehn Millionen Mitgliedern werden dann in beiden Synoden von denselben 50 Personen vertreten.

Christinnen und Christen in Deutschland müssen „zugleich toleranter und selbstbewusster“ auftreten. Diese Position vertrat der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München). In seinem Bericht vor der Generalsynode der VELKD sagte er, die Zeit geschlossener Gebiete sei vorbei. Habe nach dem Zweiten Weltkrieg angesichts zahlreicher konfessionsverbindender Ehen der Unterschied evangelisch-katholisch im Vordergrund gestanden, gehe es jetzt darum, wie Christen, Muslime und Konfessionslose in Kindergarten, Schule, im Stadtteil und in der Gesellschaft, aber auch global miteinander leben könnten. Dies sei eine „schwierige und anspruchsvolle Situation“. Glaubende seien einem zunehmenden Reflexions- und Legitimationsdruck ausgesetzt. „Wir leben faktisch in der Diaspora und sind nicht wirklich diaspora-fähig“, so der Leitende Bischof. Zugleich gehe es darum, erkennbar zu sein. Unser Glaube und unsere Lebenspraxis sollten attraktiv sein und ansteckend wirken.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten die Deutschen in einer Phase des Wohlstands gelebt, in dem die Menschen „nicht so sensibel für die Schattenseiten des Reichtums“ gewesen seien, wie das angemessen gewesen wäre. „Unser Lebensstil hat zugleich Elemente der Befreiung und der Selbstzerstörung in sich. Wenn alle Menschen auf der Erde so lebten wie wir, gäbe es einen Kollaps“, sagte der bayerische Landesbischof. In einer globalisierten Welt lösten unterschiedliche Lebensstile Spannungen aus, wie man jetzt an der Krise des weltweiten Finanzsystems sehen könne. Ein grundsätzliches Nachdenken sei überfällig.

„Die Ökumene ist müde und hellwach zugleich – wir müssen dafür Sorge tragen, dass die gelegentliche Erschöpfung uns nicht dazu verführt, die erreichte Grunderkenntnis, dass das, was uns verbindet, viel stärker ist als das, was uns trennt, zu vergessen.“ Mit diesen Worten hat der Catholica-Beauftragte der VELKD, Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel), dazu aufgerufen, in den Bemühungen um gemeinsame Fortschritte in der Ökumene nicht nachzulassen. In seinem Bericht würdigte er die Möglichkeit, in ethischen und gesellschaftspolitischen Fragen weithin gemeinsam zu handeln. So seien sich die beiden Kirchen in der Ablehnung aktiver Sterbehilfe „völlig einig“, selbst wenn ein Großteil der Bevölkerung der Sterbehilfe gegenüber nicht abgeneigt sei. „Der Anspruch, autonom über den eigenen Tod zu entscheiden, steht unserer gemeinsamen christlichen Auffassung entgegen, dass das Leben ein Geschenk sei, über das Menschen nicht verfügen dürfen“, unterstrich der Catholica-Beauftragte. „Organisierte Sterbehilfe ist meines Erachtens ein Angriff auf jede die Menschenwürde achtende Gesellschaft und wir müssen uns auch weiterhin gemeinsam und deutlich gegen eine jede Ökonomisierung des Sterbens wenden.“ Auch in der Debatte über die schleichende Aushöhlung des Sonntagsschutzes sprächen katholische und evangelische Christen „mit einer Stimme“.

In seinem Bericht brach der Braunschweiger Landesbischof auch eine Lanze für die Konsensökumene. Trotz nicht zu leugnender Probleme sei sie „weiterhin nötig und hilfreich“. Als sehr erfreulich bewertet Weber den Beschluss der Kirchenleitung der VELKD und der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, eine Dritte Bilaterale Arbeitsgruppe einzusetzen. Die neue Dialogrunde werde sich mit dem Thema „Gott und die Würde des Menschen“ beschäftigen, gab Weber vor der Generalsynode bekannt. Neben ethischen Themen gehe es dabei vor allem um die Klärung theologischer Grundsatzfragen. Es bestehe zwischen VELKD und Deutscher Bischofskonferenz Einigkeit, so der Catholica-Beauftragte, „dass trotz der inzwischen wieder stärker gewordenen Tendenz zur gegenseitigen Abgrenzung auch an dem Ziel, der Kirche Jesu Christi sichtbar Ausdruck zu verleihen, festgehalten werden soll“.

Im Blick auf die gerade begonnene Lutherdekade hält es Landesbischof Weber für wichtig zu zeigen, dass das gemeinsame ökumenische Engagement zum evangelischen Selbstverständnis gehöre. „Selbstgenügsamkeit und Desinteresse an anderen Christen dürfen keine Kennzeichen der Dekade werden. Sie sollte vielmehr Anlass sein festzuhalten, was wir bereits erreicht haben.“

Landesbischof Friedrich wurde in Zwickau im Amt des Leitenden Bischofs bestätigt. Von den 55 anwesenden Mitgliedern der Generalsynode der VELKD erhielt der 60-jährige Theologe 52 Stimmen. Nach seiner Wiederwahl dankte er für das Vertrauen der Generalsynode. Für die vor ihm liegende dreijährige Amtszeit liege ihm sehr daran zu zeigen, „dass das Luthertum im deutschen Protestantismus eine wichtige Rolle für die ganze evangelische Kirche spielt und dass das, was in der VELKD erarbeitet wird, wichtige Impulse für alle Landeskirchen bietet“. Die VELKD wolle zeigen, dass es die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) stärke, wenn die VELKD in geeigneter Weise die Aspekte in die EKD einbringe, für die die lutherischen Kirchen in besonderer Weise stünden. „Ich freue mich, wenn wir gemeinsam in den nächsten drei Jahren zeigen, dass die VELKD ein sinnvoller und notwendiger Zusammenschluss lutherischer Gliedkirchen ist, der seinen Teil dazu beiträgt, dass das Evangelium von der Liebe Gottes zu uns Menschen in unserem Land gehört wird und Frucht bringt.“

Menschen in ihrem Selbstwert zu stärken, sei die Aufgabe der Kirche. Darauf hat die Generalsynode in einer einstimmig gefassten Entschließung hingewiesen. In ihr heißt es, Wert und Würde eines Menschen seien „göttliche Vor-Gabe, gelten unabhängig von Leistungen und Erfolgen und sind durch den Menschen nicht veränderbar“, denn Gott statte jeden Menschen mit einer „unbedingten Würde und einem unhinterfragbaren Wert“ aus. Diese Einsicht verdanke sich in besonderer Weise Martin Luther. Die Generalsynode forderte zu einer verstärkten Bildungsarbeit auf, denn sie „unterstützt Menschen darin, die Gewissheit von Wert und Würde sich auch persönlich anzueignen“. Ferner bekräftigte sie in ihrer Entschließung, missionarische Kirche zu sein. „Mission geschieht vor Ort praktisch, indem Christinnen und Christen sich im Respekt vor Würde und Wert ihrer Mitmenschen für diese engagieren, insbesondere auch für Menschen am Rande.“ Weiter wurde in der Entschließung festgehalten, dass für die lutherischen Kirchen der Gottesdienst seine zentrale Bedeutung behalte. Zum Schatz lutherischer Tradition gehöre die „herausragende Bedeutung der Kirchenmusik für Verkündigung und Gottesdienst“.

Der vorliegende Protokollband „Lutherische Generalsynode 2008“ unterrichtet ausführlich über den Verlauf sowie die Ergebnisse der Beratungen in Goslar. Er dokumentiert u. a. auch die Berichte des Leitenden Bischofs sowie des Catholica-Beauftragten.


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