Generalsynode

Lutherische Generalsynode Würzburg und Ulm 2009

Darstellungen und Dokumente zur Geschichte der Lutherischen Kirchen

Berichte über die erste und zweite Tagung der elften Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands vom 30. April bis 1. Mai 2009 in Würzburg und vom 22. bis 24. und 28. Oktober 2009 in Ulm

Reihe
Protokollbände der Generalsynode
Ausführung
Paperback
Sprache
Deutsch
Seitenzahl
548
Format
14,8 x 21,0 cm
Veröffentlichungsjahr
2010
Verlag
Lutherisches Verlagshaus, Hannover
ISBN Print
978-3-7859-1033-7

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Mehr Verständnis für die Bedürfnisse von Familien hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), gefordert. Die Wirklichkeit vieler Familien sei gegenwärtig von der Spannung geprägt, die sich zwischen Berufstätigkeit der erziehenden Eltern und der Fürsorge für das Kind ergebe. Vorwürfe und Verweise auf frühere Zeiten seien nicht sinnvoll. „Hier muss den Familien Hilfe angeboten werden, die sie instand setzt, eigenverantwortlich Regelungen zu finden“, sagte der Leitende Bischof vor den fünfzig Mitgliedern der Generalsynode der VELKD, die sich in Würzburg vom 30. April bis 1. Mai 2009 zu ihrer 1. Tagung der 11. Legislaturperiode konstituierte.

Erstmals waren in Würzburg die Tagungen der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Generalsynode der VELKD und der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) in Raum und Zeit verbunden. Der Grund hierfür ist das Verbindungsmodell, das am 1. Januar 2007 in Kraft getreten ist. Es vernetzt die Aktivitäten der gliedkirchlichen Zusammenschlüsse EKD, UEK und VELKD mit ihren unterschiedlichen Zuständigkeiten und Schwerpunktsetzungen in engerer Weise als bisher. Wichtigste praktische Neuerung ist, dass fast alle Synodalen gleichzeitig neben ihrem Amt als Synodale der EKD ebenfalls Mitglied der Generalsynode der VELKD oder Mitglied der Vollkonferenz der UEK sind, je nachdem, ob ihre Gliedkirche der VELKD oder der UEK angehört.

Zu den Aufgaben der VELKD sagte der Leitende Bischof, dass sie sich auch in Zukunft unter anderem der Profilierung des Gottesdienstes und der Unterstützung gemeindepädagogischer Arbeit sowie der theologischen Fortbildung der Pfarrerschaft, aber auch von Nichttheologen durch das Gemeindekolleg in Neudietendorf bei Erfurt, das Theologische Studienseminar in Pullach bei München und das Liturgiewissenschaftliche Institut in Leipzig widmen wolle. Wo es um inhaltlich bestimmte Hilfen für die unmittelbare Gemeindearbeit gehe, spiele die Gemeinsamkeit im Bekenntnis eine wichtige Rolle. Niemand könne für sich in Anspruch nehmen, den christlichen Glauben insgesamt zu repräsentieren. „Wir vertreten immer nur einen bestimmten ,Dialekt‘, eine mögliche Sprache innerhalb einer größeren Vielfalt“, so Johannes Friedrich. „Die lutherische Denk- und Sichtweise ist unsere Muttersprache; wir pflegen sie nicht aus Nostalgie oder Abgrenzungsbedürfnis, jedenfalls ist das nicht der Sinn, sondern weil sie unser Identitätsraum ist, von dem aus wir einen Zugang auch zu anderen Denk- und Sichtweisen des christlichen Glaubens finden.“ Das Verbindungsmodell biete die Gelegenheit, diese Prägung mit anders akzentuierten Aufgaben auf der Ebene von EKD und VELKD konstruktiv zu verbinden. Dieses Modell, das die Synodalen der VELKD zugleich zu Synodalen der EKD mache, wolle nicht unterschiedliche Akzentsetzungen nivellierend verschmelzen, sondern die unterschiedlichen Perspektiven füreinander fruchtbar machen. Das Verbindungsmodell mute den Synodalen die höchst anspruchsvolle Aufgabe zu, nicht nur für eine der beiden Perspektiven einzutreten, sondern für beide. Davon, dass dies gelinge, hänge das Gelingen des Verbindungsmodells ab. Nicht das Streben nach unterschiedsloser organisatorischer Einheit, sondern der konstruktive und fruchtbare Umgang mit inneren Differenzierungen sei ein Markenzeichen reformatorischen Christentums.

Prof. Dr. Dr. h. c. Wilfried Hartmann (Hamburg) wurde in Würzburg zum neuen Präsidenten der Generalsynode der VELKD gewählt. Er erhielt im ersten Wahlgang 45 von 49 abgegebenen Stimmen, bei vier Enthaltungen. Er löst in dieser Funktion Dirk Veldtrup ab. Der Richter am Amtsgericht Hannover leitete seit 1985 die Generalsynode.

Auf der 2. Tagung der 11. Generalsynode, die vom 22. bis 24. Oktober sowie am 28. Oktober 2009 in Ulm tagte, hat der Leitende Bischof bei der Vermittlung des christlichen Glaubens Defizite der Kirchen eingeräumt. Die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation sei ein großes Thema. Allerdings stelle man mit Ernüchterung fest: „Die Weitergabe funktioniert ja nur, wenn die, die etwas weitergeben sollen, wissen, was sie weitergeben. Und genau da hapert es“, so Friedrich in seinem Bericht vor der Generalsynode. Die Überlieferung des Glaubens und der Frömmigkeit von Generation zu Generation sei schon viel früher auf der Strecke geblieben. Die VELKD werde sich verstärkt der „Auskunftsbefähigung über den Glauben“ widmen. Bildungsarbeit sei von zentraler Bedeutung für die Kirche.

Die Generalsynode wählte in Ulm eine neue Kirchenleitung. Die Wahl betraf neun der insgesamt 13 Mitglieder. Demnach gehören der Kirchenleitung in der Amtsperiode 2009 bis 2015 an: Regionalbischof Dr. Hans Mikosch (Gera), Oberkirchenrat Helmut Völkel (München), Pfarrer Harald Welge (Braunschweig), Ministerpräsident a. D. Dr. Günther Beckstein (Nürnberg), Kirchenrätin Susanne Böhland (Schwerin), Merle Fromberg M. A. (Meldorf bei Rendsburg), Präsident Sebastian H. Geisler (Bückeburg), Dipl.-Päd. Jürgen Schneider (Hermannsburg), und Oberlandeskirchenrat Klaus Schurig (Dresden). Mitglieder der Kirchenleitung sind auch der Präsident der Generalsynode, Prof. Dr. Dr. h. c. Wilfried Hartmann (Hamburg), sowie die von der Bischofskonferenz gewählten Vertreter: der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), der den Vorsitz der Kirchenleitung inne hat, sein Stellvertreter, Landesbischof Jochen Bohl (Dresden), und Vizepräsident Arend de Vries (Hannover). Die Kirchenleitung umfasst sieben nichtordinierte und sechs ordinierte Mitglieder.

„Wir gehören zusammen, wir sind freundschaftlich verbunden.“ Mit diesen Worten charakterisierte der Catholica-Beauftragte der VELKD, Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel), die Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche. In seinem Bericht vor der Generalsynode sagte er, dazu gehöre auch, „dass wir die Differenzen zwischen uns aushalten und alles daran setzen, sie ins Positive zu kehren“. Dies schließe ein, „dass wir nie anders als im Wissen darum, dass wir auf einem gemeinsamen Grund stehen, mit- und übereinander reden“. Die Catholica-Arbeit der VELKD sei davon bestimmt, dass es „gute Weiterentwicklungen der Ökumene zwischen der römisch-katholischen Kirche und den lutherischen Kirchen“ gebe. „Darum ist sie profiliert, weicht Konflikten nicht aus, benennt Probleme und ist alles andere als eine ,Schmuseökumene‘. Zugleich geht sie mit sich selber und dem Zustand der eigenen Kirche ehrlich um. Arrogant darf sie nicht auftreten“, so Weber.

Der vorliegende Protokollband „Lutherische Generalsynode 2009“ unterrichtet ausführlich über den Verlauf sowie die Ergebnisse der Beratungen in Würzburg und Ulm. Er dokumentiert u. a. die Berichte des Leitenden Bischofs und des Catholica-Beauftragten sowie die Beschlüsse.


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