Lutherische Generalsynode Goslar 2007
Darstellungen und Dokumente zur Geschichte der Lutherischen Kirchen
Bericht über die fünfte Tagung der zehnten Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands vom 20. bis 23. Oktober 2007 in Goslar
- Reihe
 - Protokollbände der Generalsynode
 
- Ausführung
 - Paperback
 
- Sprache
 - Deutsch
 
- Seitenzahl
 - 372
 
- Format
 - 14,8 x 21,0 cm
 
- Veröffentlichungsjahr
 - 2008
 
- Verlag
 - Lutherisches Verlagshaus, Hannover
 
- ISBN Print
 - 978-3-7859-0979-9
 
Die Kirche darf sich nicht instrumentalisieren lassen, die Angst vor dem Islam zu schüren. Davor hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), gewarnt. In seinem Bericht vor der 5. Tagung der 10. Generalsynode der VELKD, die vom 20. bis 23. Oktober in Goslar, tagte, sagte er, dies könne aus christlicher Grundhaltung heraus nicht geschehen. Die Synodaltagung stand unter dem Thema „Sprachen des Glaubens“. „Wir wollen mit den muslimischen Nachbarn in Frieden und guter Nachbarschaft zusammenleben.“ Er gehe davon aus, „dass mehr als neunzig Prozent der Muslime in Deutschland unser Grundgesetz respektieren und froh darüber sind, in einem Land mit solchen garantierten Menschenrechten zu leben.“ Zu diesen Rechten gehöre auch die Religionsfreiheit. Es sei „völlig selbstverständlich, dass auch in unserem Land Moscheen gebaut werden müssen und dürfen.“ Die Frage, an welcher Stelle und in welcher Größe, sei eine Frage des Baurechts und kommunaler Entscheidungen. Grundsätzlich dürfe man gegen Bauten von Moscheen aber nichts haben, so der Leitender Bischof. Ihm sei eine Moschee lieber, die er sehe und kenne, als eine solche in einem Hinterhof, deren Nutzer keinen Kontakt mit Christen haben wollten und bei denen man nicht wisse, was dort geschehe. „Wir müssen aktiv daran mitwirken, dass Muslime auch bei uns ihren Glauben leben können. Wir haben eine Verantwortung dafür, dass Religionen ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben“, sagte Landesbischof Dr. Friedrich. Denn es müsse gelingen, „selbst bei unterschiedlicher Akzentsetzung gemeinsame Werte wie Frieden, Würde der Menschen und Freiheit und schonenden Umgang mit der Natur gemeinsam stark zu machen.“ Die Klarheit im Verhältnis zu anderen Religionen sei dann hilfreich, wenn sie nicht unterschwellig einer den Dialog verhindernden Abgrenzung diene, sondern sich mit dem Element des Willens zur nachbarschaftlichen Anerkennung verbinde. In diesem Zusammenhang verteidigte der bayerische Landesbischof die Islam-Handreichung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), „Klarheit und gute Nachbarschaft“.
Die Kirchen werden ihrem Auftrag besser gerecht, wenn sie ihn als gemeinsame Aufgabe verstehen. Darauf hat der Catholica-Beauftragte der VELKD, Landesbischof Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel), aufmerksam gemacht. „Unser Wort wird kräftiger, wenn wir es gemeinsam sagen“, betonte er in seiner Analyse aktueller Entwicklungen in der römisch-katholischen Kirche. Das Funktionieren der Ökumene auf den Ebenen des praktischen Miteinanders in Gemeinden und Kirchenkreisen sei der „Normalfall“. Zur „guten gelebten Ökumene“ auf diesen Ebenen gehöre auch die „funktionierende Zusammenarbeit auf manchen Feldern der Diakonie, der Bildung des Dienstes an Kindern und Jugendlichen und selbst der Seelsorge“. Weber informierte die Generalsynode, dass der Vorsitzender der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Karl Kardinal Lehmann, inzwischen offiziell mitgeteilt habe, dass die DBK der Einsetzung einer dritten Bilateralen Arbeitsgruppe mit der VELKD zugestimmt habe. Nach Auffassung des Catholica-Beauftragten seien die lutherischen Kirchen wegen ihres klaren konfessionellen Profils die vor allem gesuchten Gesprächspartner der römisch-katholischen Kirche. In einem Vorgespräch seien bereits mögliche Themenschwerpunkte erörtert worden. Dabei habe sich gezeigt, dass die bisher in den ökumenischen Dialogen praktizierte Methode des differenzierten Konsenses ihre Zeit gehabt habe. Er plädiere dafür, nach anderen Formen oder Wegen des Dialogs zu suchen, die mehr Aussicht auf Erfolg hätten als die Methoden der vergangenen Jahrzehnte.
Die ökumenische Zusammenarbeit wird „nicht schwieriger, sondern intensiver“. Darauf hat Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger (Hildesheim) hingewiesen. In seinem Grußwort sagte er, es sei eine gemeinsame Aufgabe von VELKD und katholischer Kirche in Deutschland, nicht nur den bilateralen Austausch zu fördern, sondern auch dafür zu sorgen, „dass wir die anderen christlichen Partner im ökumenischen Gespräch nicht aus den Augen verlieren“. Seiner Einschätzung nach habe sich die ökumenische Situation in den letzten fünfzig Jahren „enorm“ verändert. Es sei eine andere Generation, die heute ökumenische Wege suchen müsse. Dabei dürften die Errungenschaften der Konsensökumene nicht vergessen werden. Es werde heute zugleich deutlich, wie wichtig die Aufarbeitung der so genannten nichttheologischen Faktoren der Ökumene sei, die die christliche Praxis beeinflussten und den Blick aufeinander bestimmten.
Die Generalsynode hat sich für eine Vertiefung der Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche im Rahmen ihrer Beziehungen zu allen christlichen Kirchen ausgesprochen. Sie empfiehlt, dass die Bilaterale Arbeitsgruppe von VELKD und römisch-katholischer Deutscher Bischofskonferenz zügig ihre Arbeit aufnimmt. Die Generalsynode „sieht die ökumenische Gemeinschaft grundsätzlich nicht in Frage gestellt, wenn die in ihr verbundenen Kirchen für sich jeweils auf dem Grund der sie prägenden Tradition zu Regelungen ihres kirchlichen Lebens kommen, die bei den Partnern auf Grund ihrer Traditionen nicht praktiziert werden können“. Diese gehörten zu den Unterschieden, die eine Gemeinschaft aushalten müsse und könne, solange sie sich nicht kirchentrennend auswirkten.
Ferner hat die Generalsynode dafür plädiert, eine „sachgemäße, authentische und den Kontext berücksichtigende Sprache des Glaubens“ zu finden und die Sprachfähigkeit bei Glaubensthemen zu fördern. Die einstimmig gefasste Erklärung trägt den Titel „Gottes Wort und Zeugnis des Glaubens“. Mit der jüngeren Generation über den christlichen Glauben ins Gespräch zu kommen, wird als eine Herausforderung für die Kirche beschrieben. Den Jugendlichen fehle nicht die Akzeptanz des Glaubens, sondern die Fähigkeit, die eigene Erfahrungswelt mit der traditionellen Sprache des Glaubens in Verbindung zu bringen.
Der vorliegende Protokollband „Lutherische Generalsynode 2007“ unterrichtet ausführlich über den Verlauf sowie die Ergebnisse der Beratungen in Goslar. Er dokumentiert u. a. auch die Berichte des Leitenden Bischofs sowie des Catholica-Beauftragten.



