Lutherische Generalsynode Gera 2004
Darstellungen und Dokumente zur Geschichte der Lutherischen Kirchen
Bericht über die zweite Tagung der zehnten Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands vom 16. bis 20. Oktober 2004 in Gera
- Reihe
- Protokollbände der Generalsynode
- Ausführung
- Paperback
- Sprache
- Deutsch
- Seitenzahl
- 532
- Format
- 14,8 x 21,0 cm
- Veröffentlichungsjahr
- 2005
- Verlag
- Lutherisches Verlagshaus, Hannover
Auf die Notwendigkeit von Veränderungen in unseren gesellschaftlichen und sozialen Systemen hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Bischof Dr. Hans Christian Knuth (Schleswig), aufmerksam gemacht. In seinem Bericht vor der 2. Tagung der 10. Generalsynode der VELKD, die vom 16. bis 20. Oktober 2004 in Gera tagte, sagte Bischof Knuth, alles Reden über die Chancen der Veränderung könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass jede Veränderung Verlierer habe und jede Veränderung die Menschen verunsichere. Wörtlich führte er vor den Synodalvertretern aus: „Nur wenn die Notwendigkeit einsichtig gemacht werden kann und die Gerechtigkeit gegeben ist, können Reformen gelingen.“
Die Kirchen müssen sich mit ihren aus dem Glauben erwachsenden Einsichten in die von den Menschen erlebten politischen und sozialen Umwälzungen von großer Tragweite einbringen. Darauf hat der Catholica-Beauftragte der VELKD, Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), hingewiesen. Dazu gehörten neben der sich auf die Lebensverhältnisse immer stärker auswirkenden Globalisierung vor allem die Erweiterung der Europäischen Union und die Neuordnung der Sozialsysteme in Deutschland. Diese Umbrüche seien mit einer ganzen Reihe offener Fragen verbunden. Sie forderten nicht nur zu mutigen Schritten auf neue Wege heraus, sie führten viele Menschen auch in spürbare Verunsicherungen, erschütterten ihre bisherigen Lebensmuster und machten Angst. In dieser Umbruchphase engagierten sich die Kirchen „am besten und wirksamsten, wenn sie in möglichst weitgehender Übereinstimung – wenigstens aber in Abstimmung untereinander – handeln“.
Der Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Dieter Althaus (Erfurt), hat es als Aufgabe von Kirche und Politik bezeichnet, „diese Welt menschlicher zu gestalten, die Menschenwürde überall zur Geltung zu bringen, für Freiheit und Gerechtigkeit zu sorgen und die Grundlagen zu schaffen für eine subsidiär verantwortete Solidarität“. Politik müsse heute auf allen Ebenen in dieser Welt darauf achten, dass die Güter der Erde gerechter verteilt werden. Es gehe auch darum, die bestehenden Partnerschaften immer wieder neu zu beleben. Es sei schmerzlich, dass neue Grenzen entstanden seien zwischen Wohlstand und Armut, zwischen armen und reichen Ländern. „Die Zweiteilung unserer Welt nimmt frappierend zu“, so der Ministerpräsident. Der CDU-Politiker würdigte die Arbeit der VELKD, die seit ihrer Gründung
bewiesen habe, dass Partnerschaft nicht an den Grenzen halt machen dürfe. Trotz der Ängste der Menschen in Deutschland um ihre eigenen Existenzmöglichkeiten, müsse man diejenigen im Blick behalten, die in viel größeren Sorgen lebten. Die ökumenischen Partnerschaften helfen, so Althaus, Entwicklungen in Ländern der Dritten Welt voran zu bringen.
Für eine Fortsetzung des ökumenischen Dialogs „auf theologischer Basis“ hat sich der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, ausgesprochen. Vor der Generalsynode sagte er, es sei wichtig, dass Christen zusammenrückten. Die theologische Klärung strittiger Punkte voranzutreiben, bleibe aber der einzig Erfolg versprechende Weg der Ökumene. Reinelt würdigte in diesem Zusammenhang auch die Ökumene-Arbeit der VELKD.
In einer Entschließung zur Diskussion um eine neue Struktur der evangelischen Kirche in Deutschland begrüßte die Generalsynode, dass die Verhandlungen zwischen VELKD und EKD zügig geführt worden sind und der Generalsynode ein Vertragsentwurf vorgelegt wurde. In dem vorgelegten Entwurf sieht sie eine gute Grundlage für die Strukturreform im Sinne des Verbindungsmodells.
In einer weiteren Entschließung erneuerten die Synodalvertreter ihre Bitte an den Catholica-Beauftragten der VELKD, nach Möglichkeiten zu suchen, um den Pfingstmontag in Deutschland als „Feiertag der Einheit im Glauben“ zu erschließen. Dieser Feiertag solle stärken, was bisher schon in vielen Gemeinden am Pfingstmontag gemeinsam begangen werde und sich bewährt habe, heißt es in der Entschließung. Er solle auch durch neue Impulse und Initiativen geprägt und als „Feiertag der Einheit im Glauben“ aller christlichen Kirchen wahrgenommen werden. Zudem unterstützt die Generalsynode, dass sich die christlichen Kirchen gemeinschaftlich für die Erhaltung des Schutzes von Sonn- und Feiertagen in Deutschland einsetzen.
Die Generalsynode hat sich ferner zu ihren vielfältigen ökumenischen Partnerschaften bekannt. Sie seien eine „zentrale Aufgabe der Kirche“ und „nicht ein Luxus, den wir uns in wohlhabenden Zeiten leisten, auf den wir aber bei abnehmenden Mitteln verzichten können“, heißt es in einer Entschließung der Synode, die unter dem Thema „Ökumenische Partnerschaften“ stand. An den Beratungen nahmen auch zahlreiche Vertreter lutherischer Kirchen aus ganz Europa sowie Asien, Afrika, den USA und Lateinamerika teil. Die weltweite Ökumene bilde „ein Gegenüber zur politischen und wirtschaftlichen Globalisierung, die vielfach zunehmende Armut, Ungerechtigkeit und gewaltsame Auseinandersetzungen zur Folge hat“, heißt es in der Entschließung.
Besonders gewürdigt wurden die Beziehungen innerhalb der lutherischen Weltgemeinschaft. Das gemeinsame lutherische Bekenntnis überwinde die Grenzen von Völkern, Rassen, Kulturen, Sprachen und sozialen Schichten und mache so die Erfahrung der von Gott geschenkten Einheit möglich. „Dabei geht es nicht um eine Abgrenzung gegenüber anderen Konfessionen, sondern um die Stärkung der lutherischen Gemeinschaft als einer tragfähigen Säule im Haus der gesamten Christenheit.“ Die Gliedkirchen werden in der Entschließung gebeten, die Arbeit des Lutherischen Weltbundes (LWB) zu stärken.
Der vorliegende Protokollband „Lutherische Generalsynode 2004“ unterrichtet ausführlich über den Verlauf sowie die Ergebnisse der Beratungen in Gera, etwa zur Strukturdebatte sowie zum Schwerpunktthema der Synodaltagung. Er dokumentiert u. a. auch die Berichte des Leitenden Bischofs sowie des Catholica-Beauftragten.



