Ich weiß, mein Gott, dass all mein Tun
von Paul Gerhardt (1607 – 1676)
1. Ich weiß, mein Gott, dass all mein Tun
und Werk in deinem Willen ruhn,
von dir kommt Glück und Segen;
was du regierst, das geht und steht
auf rechten, guten Wegen.
2. Es steht in keines Menschen Macht,
dass sein Rat werd ins Werk gebracht
und seines Gangs sich freue;
des Höchsten Rat, der macht’s allein,
dass Menschenrat gedeihe.
3. Oft denkt der Mensch in seinem Mut,
dies oder jenes sei ihm gut,
und ist doch weit gefehlet;
oft sieht er auch für schädlich an,
was doch Gott selbst erwählet.
4. Es fängt so mancher weise Mann
ein gutes Werk zwar fröhlich an
und bringt’s doch nicht zum Stande;
er baut ein Schloss und festes Haus,
doch nur auf lauterm Sande.
5. Wie mancher ist in seinem Sinn
fast über Berg und Spitzen hin,
und eh er sich’s versiehet,
so liegt er da und hat sein Fuß
vergeblich sich bemühet.
6. Drum, lieber Vater, der du Kron
und Szepter trägst in deinem Thron
und aus den Wolken blitzest,
vernimm mein Wort und höre mich
vom Stuhle, da du sitzest.
7. Verleihe mir das edle Licht,
das sich von deinem Angesicht
in fromme Seelen strecket
und da der rechten Weisheit Kraft
durch deine Kraft erwecket.
8. Gib mir Verstand aus deiner Höh,
auf dass ich ja nicht ruh und steh
auf meinem eignen Willen;
sei du mein Freund und treuer Rat,
was recht ist, zu erfüllen.
9. Prüf alles wohl, und was mir gut,
das gib mir ein; was Fleisch und Blut
erwählet, das verwehre;
der höchste Zweck, das beste Teil
sei deine Lieb und Ehre.
10. Was dir gefällt, das lass auch mir,
o meiner Seelen Sonn und Zier,
gefallen und belieben;
was dir zuwider, lass mich nicht
in Werk und Tat verüben.
11. Ist’s Werk von dir, so hilf zu Glück,
ist’s Menschentun, so treib zurück
und ändre meine Sinnen.
Was du nicht wirkst, das pflegt von selbst
in kurzem zu zerrinnen.
12. Sollt aber dein und unser Feind
an dem, was dein Herz gut gemeint,
beginnen sich zu rächen:
Ist das mein Trost, dass seinen Zorn
du leichtlich könnest brechen.
13. Tritt du zu mir und mache leicht,
was mir sonst fast unmöglich deucht,
und bring zum guten Ende,
was du selbst angefangen hast
durch Weisheit deiner Hände.
14. Ist ja der Anfang etwas schwer
und muss ich auch ins tiefe Meer
der bittern Sorgen treten,
so treib mich nur, ohn Unterlass
zu seufzen und zu beten.
15. Wer fleißig betet und dir traut,
wird alles, davor sonst ihm graut,
mit tapferm Mut bezwingen;
sein Sorgenstein wird in der Eil
in tausend Stücke springen.
16. Der Weg zum Guten ist gar wild,
mit Dorn und Hecken ausgefüllt;
doch wer ihn freudig gehet,
kommt endlich, Herr, durch deinen Geist,
wo Freud und Wonne stehet.
17. Du bist mein Vater, ich dein Kind;
was ich bei mir nicht hab und find,
hast du zu aller G’nüge.
So hilf nur, dass ich meinen Stand
wohl halt und herrlich siege.
18. Dein soll sein aller Ruhm und Ehr,
ich will dein Tun je mehr und mehr
aus hocherfreuter Seelen
vor deinem Volk und aller Welt,
solang ich leb, erzählen.