Lutherische Generalsynode Bamberg 2002
Darstellungen und Dokumente zur Geschichte der Lutherischen Kirchen
Bericht über die sechste Tagung der neunten Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands vom 1 9.bis 22. Oktober 2002 in Bamberg
- Reihe
 - Protokollbände der Generalsynode
 
- Ausführung
 - Paperback
 
- Sprache
 - Deutsch
 
- Seitenzahl
 - 456
 
- Format
 - 14,8 x 21,0 cm
 
- Veröffentlichungsjahr
 - 2003
 
- Verlag
 - Lutherisches Verlagshaus, Hannover
 
Die "zunehmende Verdrängung der Religion in den privaten Bereich" hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Bischof Dr. Hans Christi an Knuth (Schleswig), beklagt. Vor der Generalsynode der VELKD, die vom 1 9. bis zum 22. Oktober in Bamberg tagte, wies er darauf hin, dass dieser Verdrängungsprozess "entscheidenden Anteil am Erfolg obskurer esoterischer Zirkel, Sekten und okkulter Bewegungen" habe. 62 Vertreterinnen und Vertreter der VELKD-Gliedkirchen kamen zur 6. Tagung der 9. Generalsynode zusammen. Es war das letzte Treffen dieser sechsjährigen Legislaturperiode von 1 997 bis 2003. Im Mittelpunkt der Beratungen stand die Verabschiedung der "Leitlinien kirchlichen Lebens". Bei nur einer Gegenstimme wurde diese "Handreichung für eine kirchliche Lebensordnung" - so der Untertitel - beschlossen. Die Leitlinien treten an die Stelle der "Ordnung des kirchlichen Lebens" aus dem Jahre 1 955. Damit endet ein Diskussionsprozess, der 1 993 initiiert worden war. Ziel der Leitlinien ist es, "Entscheidungshilfen für christliches Handeln und die Praxis der Kirche zu geben", wie es in dem Dokument heißt. Die "Leitlinien kirchlichen Lebens" beschreiben den Grundkonsens innerhalb der VELKD, einen Rahmen, in dem die Einzelregelungen in den Gliedkirchen stehen. In einem Rezeptionsprozess müssen die Gliedkirchen jetzt klären, welchen Stellenwert das Dokument in der jeweiligen Landeskirche haben soll. Die Leitlinien richten sich nicht nur an Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern auch an interessierte Gemeindeglieder, die wissen wollen, was in der Kirche gilt.
Um Vertrauen in die Ökumene mit der römisch-katholischen Kirche hat der Catholica-Beauftragte der VELKD, Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), geworben. In seinem Bericht vor der Generalsynode der VELKD äußerte sich der bayerische Landesbischof "dankbar ftir die gelungene Zusammenarbeit unserer Kirchen angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen". Hier seien "deutliche Fortschritte" zu vermelden. In seinem Bericht unter dem Thema "Vertrauen zur ökumenischen Gemeinschaft stiften" legte Dr. Friedrich eine Analyse der Entwicklungen in der römisch-katholischen Kirche vor und bilanzierte im Blick auf den ökumenischen Dialog: "Von Stillstand kann überhaupt keine Rede sein." Auf der Ebene der Kirchenleitungen sei die "Gesprächslage freundschaftlich und die Zusammenarbeit professionell".
Die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche in Bayern hat der bayerische Innenminister Dr. Günther Beckstein gewürdigt. Vor der Generalsynode bezeichnete der CSU-Politiker in einem Grußwort das Staat-Kirche-Verhältnis als "ausgezeichnet" und "freundschaftlich", auch wenn es etwa bei finanziellen Fragen und beim Ausländerrecht “Reibungspunkte” gebe.
Die Rückbesinnung auf die lutherische Identität macht sich nach Einschätzung des griechischorthodoxen Metropoliten Augoustinos (Bonn) auch in der Ökumene "positiv" bemerkbar. Vor
der Generalsynode, bei der Augoustinos erstmals zu Gast ist, sagte er in seinem Grußwort, dass “die Klarheit der eigenen Überzeugung die Voraussetzung ftir Fortschritte in der Ökumene” sei. Der Metropolit schloss mit den Worten: “Zur Ökumene gibt es keine Alternative - das wissen auch die Orthodoxen. Wir bleiben zusammen.”
Lutheraner sind im Blick auf ihre konfessionelle Identität für die römisch-katholische Kirche "sehr wichtig". Sie haben nach den Worten des Ökumenereferenten der Erzdiözese Bamberg, Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer, eine "Brückenfunktion" zu den Reformierten sowie zu den Freikirchen. Vor der Generalsynode sagte Klausnitzer, der in Bamberg Fundamentaltheologie und Theologie der Ökumene lehrt, er schätze den Beitrag der lutherischen Theologie "in hohem Maße". Er würde es bedauern, wenn als Folge der Strukturdebatte in der evangelischen Kirche die Stimme des Luthertums undeutlich würde. Im ökumenischen Dialog sei es wichtig, einen " verlässlichen Partner" zu haben.
Bischof Dr. Hans Christian Knuth (Schleswig) ist in seinem Amt als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) für weitere drei Jahre bestätigt worden. Er war der einzige Kandidat und wurde von der Generalsynode im ersten Wahlgang mit 55 von 59 abgegebenen Stimmen wiedergewählt.
In einer Reihe von Beschlüssen hat die Generalsynode die Gliedkirchen der VELKD aufgefordert, "darauf zu achten, dass die Rolle des evangelischen Religionsunterrichts gestärkt und im Zusammenwirken mit den staatlichen Stellen in angemessenem U mfang ermöglicht wird". Gleichzeitig werden die Gliedkirchen gebeten, den Religionslehrerinnen und Religionslehrern "nicht nur ein fachliches Angebot zur Fortbildung anzubieten, sondern auch für eine kirchliche Begleitung Sorge zu tragen". Sie verweist darauf, dass der Religionsunterricht an den Schulen seinen "zentralen und unaufgebbaren Ort" habe. Er sei kein Privileg der Kirchen, sondern beruhe auf dem individuellen Recht der Schülerinnen und Schüler auf Religionsfreiheit. Die Generalsynode sieht ihren mehrfach geäußerten Vorschlag, den Pfingstmontag für ökumenische Gottesdienste zu nutzen, durch eine Erklärung des Zentralkomitees der deutschen
Katholiken zur Vorbereitung des Ökumenischen Kirchentages aufgenommen, diesen Tag als "gemeinsamen Feiertag der Ökumene" zu begehen. Der Catholica-Beauftragte der VELKD wurde gebeten, hierüber mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und den Kirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zu verbindlichen Absprachen zu kommen.
Die Generalsynode tritt auch für eine Stärkung des deutschen Protestantismus ein, "gerade auch durch die Profilierung der lutherischen Identität auf der Grundlage des Augsburgischen Bekenntnisses". Vor dem Hintergrund der Diskussion über eine Neugestaltung der evangelischen Kirche in Deutschland spricht sie sich "mit Nachdruck dafür aus, die VELKD als Vereinigte Kirche mit gesamtkirchlicher Bekenntnisbindung und der sich daraus ergebenden ökumenischen Weite zu erhalten". In dem ohne Gegenstimmen angenommenen Beschluss macht sich die Generalsynode gleichzeitig ein gemeinsames Votum von Bischofskonferenz und Kirchenleitung zu Eigen. Beide Gremien hatten sich einstimmig gegen eine organisatorische Uniformität der evangelischen Kirche sowie für eine "engere Verzahnung" von EKD und VELKD ausgesprochen.
Der vorliegende Protokoll band "Lutherische Generalsynode 2002" unterrichtet Sie ausführlich über den Verlauf sowie die Ergebnisse der Beratungen in Bamberg. Er dokumentiert u. a. auch den Bericht des Leitenden Bischofs sowie des Catholica-Beauftragten.



