Jubiläum: 70 Jahre VELKD

70 Jahre VELKD

(Bild: @velkd)

Vor 70 Jahren, am 8. Juli 1948, wurde die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands in Eisenach gegründet mit dem Ziel, die Einheit und Lehre der lutherischen Kirchen in Deutschland zu stärken und zu fördern.


Die lutherische Stimme in Deutschland und der Welt 

„Gottesdienst und Liturgie, Ökumene, theologische Grundsatzfragen, Katechismusarbeit und Recht – das sind die zentralen Themen, die die Arbeit der VELKD seit 70 Jahren prägen und auch in Zukunft prägen werden. Innerhalb der Vielfalt des Protestantismus stärkt die VELKD die lutherische Stimme – in großer geschwisterlicher Gemeinschaft mit unierten und reformierten Kirchen und in Gemeinschaft mit den lutherischen Kirchen weltweit. In den Leitungsorganen der VELKD haben wir in den vergangenen Jahren Prozesse angestoßen und zur Umsetzung gebracht, um die VELKD in die Zukunft zu führen. Es ist ein guter Weg, den wir miteinander gehen. Die unterschiedlichen Bekenntnisse trennen uns nicht, sie verbinden uns im gemeinsamen Christuszeugnis für unser Land und diese Welt.“

Landesbischof Gerhard Ulrich,
Leitender Bischof der VELKD


Die Entstehung der VELKD

Die Entstehung der VELKD und ihre lange Vorgeschichte zeichnet Prof. Dr. Hans Otte in einem Vortrag nach, den er auf der Sitzung der Kirchenleitung der VELKD anlässlich des Jubiläums im Juni 2018 gehalten hat Hier der Vortrag im Wortlaut.

„Rechte lutherische Freiheit“ oder: „Vom Ansatz her misslungen?“
70 Jahre VELKD

„Unterschiedlicher können die Urteile kaum sein, die über den Beginn der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) gefällt wurden. Auf der einen Seite steht das stolze Selbstbewusstsein des bayerischen Landesbischofs Hans Meiser (1881-1956), des ersten Leitenden Bischofs der VELKD. Er urteilte am Jahresende 1948 beim Rückblick auf das Gründungsjahr: Die VELKD ist die „Vereinigung von Beharrendem und Werdendem, … von Bekenntnisgebundenheit und rechter Lutherischer Freiheit“. Ganz anders fiel das Urteil des (…) Kirchenhistorikers Wolf-Dieter Hauschild aus, der im Rückblick auf den schwierigen Weg bis 1948 resümierend schrieb: „Die VELKD ist vom Ansatz her misslungen“. Im Nebeneinander drücken die beiden Urteile die Spannung aus, der die VELKD gleich bei ihrem Beginn ausgesetzt war. Dabei hatte die VELKD bei ihrer Gründung schon eine lange Vorgeschichte (…) “

Prof. Dr. Hans Otte


Herzlichen Glückwunsch!

„Herzliche Gratulation der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands zum 70. Jahrestag der Gründung! Für das Kirchenamt der EKD durfte ich bei dem Fest-Vortrag von Prof. Hans Otte dabei sein, mit dem die VELKD ihr Jubiläum begangen hat. Der Vortrag und die anschließende Diskussion haben eindrücklich gezeigt, wie sehr die VELKD in ihrer 70-jährigen Geschichte, ja auch mit ihrer weiteren 70-jährigen Vorgeschichte seit Einrichtung der Allgemeinen Evangelisch-Lutherischen Konferenz 1868, von dem Ringen darum geprägt war, welches die angemessene organisatorische Gestalt für die Pflege und Weiterentwicklung des lutherischen Erbes sei. Dabei ging es immer wieder auch um das Austarieren von Abgrenzung und Zusammenwirken mit anderen Akteuren, auch der EKD. Die Weiterentwicklung des Zusammenwirkens von VELKD, UEK und EKD im so genannten ‚Verbindungsmodell‘ hat nun ganz die inhaltliche Arbeit in den Vordergrund gestellt und zugleich verbindlich aufeinander bezogen. Der Leitende Bischof Gerhard Ulrich hat das griffig auf den Punkt gebracht: ‚Bühne frei für die Inhalte!‘ Das hat sich nach meinem Eindruck in den ersten Schritten dazu schon gut entwickelt. Ich wünsche der VELKD und auch uns Partnern aus EKD und UEK, dass die VELKD ihren kirchlichen Auftrag in dieser organisatorischen Gestalt gut wahrnehmen kann, ja, dass sie den großen Schatz der lutherischen Theologie, Liturgie und Ökumene so immer wieder neu und zum Nutzen vieler erschließen kann. Dazu wünschen wir, die Kolleginnen und Kollegen aus dem Kirchenamt der EKD, Gottes reichen Segen.“

Dr. Hans Ulrich Anke, Präsident des Kirchenamtes der EKD
 

„In den vergangenen 70 Jahren hat die VELKD dem Lutherischen Weltbund und seinem Deutschen Nationalkomitee immer mit theologischer Expertise zur Seite gestanden. Bei allen zentralen theologischen Debatten und ökumenischen Dialogen des LWB hat sich die VELKD als verlässliche und kompetente Partnerin erwiesen. Aus diesem Grund verbindet sich der Glückwunsch des DNK/LWB zum 70. Geburtstag der VELKD mit der Hoffnung, dass diese Form der inhaltlichen Begleitung des LWB auch in Zukunft erhalten bleibt.“    

Norbert Denecke, Geschäftsführer des Deutschen
Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes

 

„Lutherische Kirche in Vielfalt und Einheit, gemeinsame Arbeit an Liturgie und Agenden, Lehrgespräche mit anderen Konfessionen, insbesondere mit der römisch-katholischen Kirche, Dienstleisterin für Mitarbeitende, Gemeinden, Synoden und Landeskirchen – für all das steht die VELKD. Wie gut, dass es sie gibt! Auch deshalb: Herzliche Glück- und Segenswünsche zum 70. Geburtstag!“

Kristina Kühnbaum-Schmidt, Regionalbischöfin
der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
und Mitglied der Kirchenleitung der VELKD

 

„Das Jubiläumsjahr der VELKD begann mit großen Veränderungen: der Eingliederung der Verwaltung in das Kirchenamt der EKD. Das Kirchenamt der EKD ist Abbild der Vielfalt des Protestantismus: Die Vertreterinnen und Vertreter der VELKD tragen die lutherische Perspektive ein in die Diskussionsprozesse im Kirchenamt, in die Ausschüsse und Kammern. Zugleich wissen wir uns auf der Grundlage der Leuenberger Kirchengemeinschaft verbunden und sprechen unter anderem auch in Fragen öffentlicher Verantwortung mit einer evangelischen Stimme. In diesem Mit- und Ineinander, das den theologischen und historisch gewachsenen Unterschieden Rechnung trägt, liegt die große Stärke des Protestantismus. In der unmittelbaren Zusammenarbeit im Kirchenamt und darüber hinaus wird diese Vielfalt lebendig und fruchtbar.“

Dr. Horst Gorski, Vizepräsident und
Leiter des Amtsbereichs der VELKD


Konfessionen in Deutschland

Lutherisch, reformiert, uniert – warum gibt es unterschiedliche Konfessionen?

In Deutschland gibt es 20 Landeskirchen, die in der Evangelischen Kirche in Deutschland zusammengeschlossen sind. Darunter sind lutherische, reformierte und unierte Landeskirchen. Die lutherischen Landeskirchen mit Ausnahme von Oldenburg und Württemberg sind auch Mitgliedskirchen der VELKD, die reformierten und unierten Landeskirchen gehören zur Union Evangelischer Kirchen (UEK).

Warum ist das so? Die Gestalt des Protestantismus ist historisch gewachsen. Auch wenn die Reformation eng mit dem Namen und der Theologie Martin Luthers verbunden ist, gab es eine Vielzahl von reformatorischen Bewegungen und andere ebenso prägende Theologen der Reformation wie Huldrych Zwingli und Johannes Calvin. Die reformierten Kirchen zum Beispiel sind aus der Reformation entstanden, die ihren Ursprung in der Schweiz hatte. Als sich im Verlaufe der Reformation abzeichnete, dass eine Trennung der Kirche unausweichlich wurde, bildeten sich Landeskirchen, territorial und konfessionell gegliedert nach den Fürstentümern und Reichsstädten der damaligen Zeit. Die Landesherren waren zugleich geistliches Oberhaupt ihrer jeweiligen Landeskirche. Ihre konfessionelle Prägung bestimmte also auch die Konfessionen ihres Herrschaftsbereichs.   

Im Verlauf des 19. und frühen 20. Jahrhunderts änderten sich die territorialen Zuschnitte erneut, nun waren Konfessions- und Gebietsgrenzen oft nicht mehr deckungsgleich. Zumeist aufgrund staatlicher Initiative, aber auch mit prominenten theologischen Fürsprechern entstanden unierte Kirchen, in denen lutherische und reformierte Gemeinden entweder nebeneinander existieren (Verwaltungsunion) oder in einem gemeinsamen evangelischen Bekenntnis verbunden sind (Bekenntnisunion).

Seit 1973 besteht zwischen den lutherischen, reformierten und unierten Kirchen in Deutschland und Europa Kirchengemeinschaft. Das Grunddokument dieser Gemeinschaft, die Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft sowie die Anerkennung der Ordination einschließt, ist die Leuenberger Konkordie.

 

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